Uwe, es ist mir eine Ehre und Freude, mit Dir zu sprechen. Beginnen wir mit dem Teil Deines Schaffens, für den du am bekanntesten bist, nämlich Orplid. Ich habe gelesen, daß Orplid jetzt mit „Deus vult“ seinen Abschied gegeben hat, stimmt das? Wenn dem so ist, dann ist dies ein Abgang auf hohem Niveau, denn „Deus vult“ ist von Anfang bis Ende eine wirklich makellose Sammlung von hochwertigen Stücken.
Herzlichen Dank für die lobenden Worte. Für mich wird es Zeit für neue Musik oder Herausforderungen. Wir haben mit ORPLID gute Arbeit geliefert. Mit „Deus vult“ und „Legatum“ ist ein Zenit erreicht, den man nicht mehr übertreffen kann. Ein guter Zeitpunkt für ein Ende: Gott wollte es!
„Deus vult“ wurde über 10 Jahre nach „Greifenherz“ veröffentlicht. Hattest Du nach „Greifenherz“ das Gefühl, daß du kreativ an eine Wand gefahren bist und Zeit brauchtest, um Dich neu zu formieren, oder gab es einen anderen Grund für diese Ruhephase bei Orplid?
Nein, ich hatte einfach andere Dinge zu klären im privaten Bereich und war auf Reisen. Zudem war ich viel im grafischen Kunstbereich tätig, hatte Ausstellungen und schrieb Bücher. Die Lyrik ist mir die liebste Kunst. Da bin ich ganz bei mir.
Das Kämpfen und Sterben für ein Ziel ist ein wiederkehrendes Motiv bei „Deus vult“. Den Geschichten so unterschiedlicher Menschen wie der ostdeutschen Sozialistin Tamara Bunke und Jan Palach – der gegen die Demoralisierung nach der sowjetischen Besetzung der Tschechoslowakei protestierte – sind separate Gedichte gewidmet. Bitte sprich darüber, warum Du Dich dieses Mal für diese Themen entschieden hast. Wie wichtig sind Deiner Meinung nach ihre Geschichten in einem zeitgenössischen Kontext?
Mich faszinieren menschliche Schicksale, unabhängig von Religion oder Ideologie. Ich bin unpolitisch. Ich bin Ästhet. Ich bin Künstler – ich darf alles! Schillernde Tragödien ziehen mich an. Manche Menschen kommen und gehen wie Sterne. Sie leuchten kurz, aber hell. Mit ihrer Asche schreibt sich die Geschichte immer wieder aufs Neue. Ich erinnere an Gestalten wie Jeanne d’Arc oder Gavrilo Princip. Ohne ihr zufälliges Erscheinen wäre die heutige Welt nicht existent.
Abgesehen davon, daß Du ein versierter Dichter und Texter bist, trägt natürlich auch Deine Kunst zu den Orplid-Veröffentlichungen bei. Was ich am bemerkenswertesten finde, sind die Bildschöpfungen von „Deus vult“, „Sterbender Satyr“ und der Zusammenstellung „Frühe Werke“. Was sind die Quellen dieser schönen Werke? Inwiefern hast Du bei der Gestaltung der Cover mitgewirkt?
Ich bin auch Grafiker. Alle Musik-Werke gestaltete ich selber. Meine Einflüsse kommen aus dem europäischen Symbolismus. Bei den Russen steht mir MICHAIL A. WRUBEL sehr nahe. Das habe ich aber erst viel später erkannt. Schau Dir meinen „Sterbenden Satyr“ und Wrubels „Pan“ an. Da sind viele Parallelen, ohne das mir das im Moment des Erschaffens bewußt war.
Deine Kunst zeichnet sich durch leuchtende Farben und schöne, starke Formen aus. Wo Figuren dargestellt sind, stammen diese von Deiner Fotografie oder sogar von Deiner eigenen Hand?
Manchmal bezeichne ich meine Technik als „Light-Brush“. Sie ist ein Mix aus Collage, Fotografie und Malerei. Ich hatte vor Jahren den Ehrgeiz Bilder zu machen, die den Werken von FRANZ VON STUCK, JEAN DELVILLE oder GUSTAVE MOREAU gleichen.
Antoine de Saint-Exupery hat einmal gesagt: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.“ Was denkst du darüber? Hältst Du Dich für einen Perfektionisten?
Ich bin sicher kein Perfektionist und ich verstehe zudem nicht den Sinn des genannten Zitates. Ich bin staunendes Kind und spiele mit den Dingen – und sie mit mir. Ich kann an mir nur feststellen, daß ich, sobald ich den Grad der Meisterschaft in einem Kunstgenre erreicht habe, oft auch die Lust an der Kunst verliere. Dann locken neue Horizonte und Aufgaben.
Erzähl mir von Deiner Liebe zur russischen Kultur. Wo hat es angefangen? Wie hat es sich entwickelt?
Als Kind und Jugendlicher war ich nicht unbedingt Freund Rußlands. Meine Heimatstadt Merseburg war Garnisionsstadt. Überall lärmten Panzer und Düsenflugzeuge. Der militärische Apparat war ein Monster, das mich beängstigte und mir Albträume bereitete. Die Angst vor Atomkrieg und dem Ende der Dinge war allgegenwärtig. Später, als junger Erwachsener, entdeckte ich die russische Volksmusik für mich und mir wurde bewußt, daß ich als Kind die Seele Rußlands mit der Fratze des Kommunismus verwechselt hatte. Ab 2009 kam noch die bedingungslose Gastfreundschaft der Russen hinzu. Ich denke gerne zurück und fühle mich reich durch dieses Land beschenkt.
Du lebtest vor einiger Zeit in Samara und Shiryaevo im Südwesten Russlands. Was sind einige Deiner schönsten Erinnerungen an dieses Land, einige Bilder oder Gedanken, die Dir heute regelmäßig in den Sinn kommen?
Shiryaevo bleibt einer der schönsten Orte, die ich je erleben durfte. Ich habe der Magie dieser Landschaft einen Gedichtband gewidmet. Ich träume oft von den langen Ausflügen zu Pferde, dem Flüstern von Mütterchen Wolga und dem abendlichen Chor der Zikaden. Im Oktober 2017 folgte ich einer Einladung der “Sibirischen Föderalen Universität Krasnojarsk” und gab dort Lesungen und Konzerte. Das war herrlich! Sehr gerne war ich in Sibirien unterwegs oder zu Besuch in Archangelsk bei meinem Freund ALEXEY SHEPTUNOV von MOON FAR AWAY. Prinzipiell muß ich sagen, daß man mir in Rußland stets mit Gastfreundschaft und Respekt entgegentrat! In den russischen Schulen sagten mir Kinder Gedichte von Goethe und Schiller auswendig auf und auf dem Mamajew-Hügel in Wolgograd – einer schreienden historischen Wunde – sah ich geschmückte deutsche Soldatengräber: was für einen größeren Beweis der Liebe kann es geben? Diese Momente und Bilder vergesse ich nie!
Was sind aus deiner Sicht die besten russischen Dichter, Schriftsteller und Künstler?
Ich bewerte andere Künstler nicht. Wie ich schon erwähnte, fühlte ich mich Wrubel verbunden. Ich hatte fast die gleiche Motivwahl wie er, ohne, daß ich sein Werk kannte.
Wir leben in einer Zeit grassierender Russophobie, verstärkt durch die letzten traurigen Ereignisse. Als Liebhaber der russischen Kultur muss dies für dich heute besonders schmerzhaft sein. Wie du einmal sagtest: Я немец с русским сердцем. Natürlich verstehen wir die Tragödie des Konflikts und fühlen mit seinen Opfern, aber wie hat sich das heutige Klima auf Dich persönlich ausgewirkt?
In der Tat bereitet mir die derzeitige Situation schlaflose Nächte. Krieg war und ist jedoch allgegenwärtig. Wie ein Myzel. Als Pilz tritt er an die Oberfläche – seit 2015 in Jemen und sonstwo auf der Welt – und aktuell nun in der Ukraine. Ich hoffe, daß die Vernunft siegt und der Virus der Zerstörung nicht die ganze Welt infiziert. Mehr kann ich dazu kaum sagen.
In Deinem Interview mit Столетие sagtest du: „Россия и Германия – братские народы. Россия – это сердце, а Германия – мозг в организме мира / Rußland und Deutschland sind verbrüderte Völker. Russland ist das Herz und Deutschland das Gehirn im Körper der Welt.“ Glaubst Du immer noch, daß das heute stimmt?
Konjeschno! Es ist erklärtes Ziel der US-amerikanischen Außenpolitik, die kreative Koexistenz von Rußland und Deutschland zu stören. Diese Leute wissen, daß Rußland und Deutschland gemeinsam eine neue Welt schaffen würden. Schade, daß im Moment die destruktiven Kräfte in der Überzahl sind. Jedoch bin ich kein politischer Mensch. Ich sehe die Welt mit den Augen des Kindes und glaube an ihr weiteres Gedeihen. Das Leben lohnt sich immer. Intrigen von Politikern oder Oligarchen betreffen nicht meine Sicht der Dinge. Heute morgen habe ich einen Zaunkönig beim Nestbau beobachtet. Das hat mich mehr bewegt, als sämtliche News der Medien. Allein die Natur ist das Maß der Dinge. Wehe dem Menschen, der das vergißt!
Angesichts der jüngsten Weltereignisse und der Tragödie in der Ukraine befinden wir uns heute in dem, was Aleksandr Dugin „multipolare“ Welt nannte mit geteilten Machtstrukturen in Ost und West. Kannst Du dieser Entwicklung auch positive Facetten abgewinnen, oder ist das alles einfach nur ein weiterer Schritt nach unten in Richtung unserer kollektiven Zerstörung?
Ich kenne Herrn Dugins Philosophie nicht im Detail, jedoch ist das alte Gesetz “Panta rhei” keine hohle Prase, sondern eine Tatsache. Insofern erleben wir im Moment keine Wende, sondern sehen einer ewigen Wahrheit ins Gesicht. Über kurz oder lang wird die Menschheit ins All expandieren müssen. Die Erde wird Unvernunft und Raubbau nicht länger ertragen. Die Zukunft liegt in den Sternen. Pojechali!
Viele Menschen behaupten, daß der Westen und seine Ideologie mit individuellen Freiheiten, Demokratie und Menschenrechten gleichgesetzt werden. Als Kind der DDR, gleichsam zwischen zwei Ideologien und Mächten aufwachsend, was bedeutet Dir der Westen?
Ich habe als junger Mann an der Grenze zur BRD als Soldat gedient. Ich hätte jederzeit in den Westen fliehen können. Jedoch sagte ich mir damals: “Was ich suche, finde ich weder im Osten, noch im Westen!”. Zu dieser Aussage stehe ich noch immer. Sein Glück kann man unabhängig vom Gesellschaftssystem entdecken. Ich bin froh über das Privileg, zwei völlig verschiedene Systeme erlebt zu haben und ich bin immer offen für Künftiges, weil ich weiß, daß auch im Abgrund die Blaue Blume blüht.
Du hast gesagt: „Deutschland ist ein Opfer der westlichen Ideologie: In Kunst und Kultur wird nur das Fremde und Destruktive gepriesen.“ Ist es deiner Meinung nach in den letzten Jahren schlechter oder besser geworden?
Ich hoffe, daß ich mich irre, aber ich denke, Deutschland wird im Nirwana seiner nationalen Selbstverleugnung aufgehen. Nur an geheimen Orten oder auf dem Dorf atmet noch die Tradition. Die Städte sind inzwischen völlig verloren. Alle möglichen Fahnen wehen auf Straßen und an Rathäusern, nur nicht in deutschen Farben. Sprache, Habitus und Verhalten sind völlig degeneriert. Jugendliche sind verfettet und verblödet und reden babylonisches Kauderwelsch. Sie haben nie wirkliche Liebe zum Eigenen erfahren. Nur Selbstsucht. Ich sehe keine Perspektive für Deutschland, warte aber auf den Frühling nach Ragnarök, denn es steht im Buch der Natur geschrieben, daß alles Schöne und Sinnvolle wiederkehrt. Meine Saat ist gesät…
Typischerweise bezeichnen sich Künstler und Musiker als Absolutisten der Redefreiheit, vielleicht teilweise aus Angst, daß ihre eigene Arbeit und ihr Ausdruck Ziel von Zensur sein könnten. Jan Palach, über den wir zuvor gesprochen hatten, starb sogar teilweise für seinen Widerstand gegen die Zensur. Wie ist Deine Meinung?
Als Künstler macht man einfach seine Sachen, ohne nach Sinn oder Zensur zu fragen. Wenn man sich dem Zeitgeist beugt, macht man tendenziösen Schwachsinn und gibt sich der Vergänglichkeit hin. Kunst ist Dialog mit Gott, nicht Prostitution. Ich selbst habe als Künstler faktisch in Deutschland Berufsverbot, weil mein Denken und Schaffen nicht der derzeit gefragten Norm entspricht. Das ändert jedoch nichts an meiner Freude am Erforschen meiner kreativen Potenz. Erst jenseits alltäglicher Pfade beginnt das Abenteuer und damit das Leben!
„Der Reichtum gleicht dem Seewasser: je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man.“ So sagte Schopenhauer. Er hat auch gesagt: „Das Geld ist die menschliche Glückseligkeit in abstracto; daher, wann man nicht mehr fähig ist, sie in concreto zu genießen, man sein ganzes Herz an jenes hängt“. Hatte Schopenhauer recht und spielt es eine Rolle, dass er von wohlhabenden Eltern stammte?
Dieses Zitat kannte ich nicht. Danke! Ich wußte auch nicht, daß SCHOPENHAUER aus reichem Elternhaus stammt. Sicher hat der Mann seine eigene Wahrheit formuliert, die auch zu ihm passen mag. Ich kann das nicht einzuschätzen, weil ich nie das Vernügen hatte, reich zu sein. Wenn mir mir jemand eine Million Euro schenken würde, dann empfände ich nichts als Freude. Korinthenkackerei ist eine Pest der Wohlstandskranken. Ich hätte keine Skrupel, reich zu sein. Viele gute kulturelle Projekte wären dann plötzlich möglich. Geld ist Energie und an sich nichts Schlechtes!
Du hast gesagt, daß nicht nur Geld, sondern auch Ruhm Gift ist. Aber es scheint mir, dass eine Welt, in der deine Arbeit anerkannt ist, keine schlechte wäre, vorausgesetzt die Leute schätzen und verstehen den Sinn darin. Was sind deine Gedanken?
Der Markt hat sich nach der Kunst zu richten – und nicht umgekehrt, so wie es im Moment ist. Die Welt steht auf dem Kopf. Die von NIETZSCHE prophezeite Umkehrung der Werte ist eingetreten. Natürlich hätte ich im kommerziellen Sinne gerne Erfolg oder ein angenehmeres Leben, aber dieser Umstand blieb mir verwehrt. Ich war nie “trendy”! Meine Kunst ist eine Brücke vom Gestern zum Morgen, von den Ahnen zu den Ungeborenen. Wer bei dieser Mission auf Beifall oder Erfolg hofft, ist verdammt zum Unglück. Jetzt, als Erwachsener, könnte ich sicher vernünftig mit Geld umgehen. Als junger und erfolgreicher Rocker, hätten mir die vielen Versuchungen, die Geld mit sich bringt, sicher letztlich nicht gut getan. Was willst Du noch, wenn Du alles hast? So blieb Sehnsucht immer Wind im Segel. Auf zu neuen Ufern…
Nur bei meiner Recherche habe ich erfahren, dass du ein neues Metal- und Hardcore-Projekt namens UVD gegründet hast, das dich in gewisser Weise wieder in den Kreis des Heavy Metals zurückbringt – meines Wissens nach hast Du deine musikalische Reise in mehreren Metal-Bands wie Rückgrat und Overlord begonnen. Kannst du uns etwas mehr darüber erzählen?
Ich bin durch und durch Metallist. Als Jugendlicher haben mir MANOWAR das Tor zur Herkunft geöffnet. Sie sangen von Odin, Runen und Legenden. Das war eine völlige Gegenwelt zum Grau des kommunistischen Alltages. In der DDR waren – wegen des “Mißbrauchs im 3. Reich” – germanische Themen mit einem Tabu belegt. Später wirkte ich in diversen Metal-Kapellen mit. Rückgrat war das bekannteste Projekt. Es war sehr physisch. Mit diesem Konzept hätten wir so etwas wie Rammstein werden können, aber wir sind über das Ziel hinausgeschossen, ähnlich wie bei ROSE TATTOO und AC/DC. Wir waren einfach zu extrem und abwegig und ab 1998 wollte ich ohnehin weg vom Klischee: Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang. Der herkömmliche Musikzirkus war und ist mir fremd. Merchandise, Fan-Kult sind Ersatzreligion für Narren. Mich lockte es, auf dem Pfad des NEOFOLK ins Geheime Deutschland zu wandern. Lieber, als im drogenverseuchten Rock-Olymp mit Jimi, Jim und Janis abhängen, möchte ich bei den Einherjern in Walhall tafeln und mich auf kommende Schlachten freuen.
Erst als ich für dieses Interview recherchierte, entdeckte ich Donnerkeils Album von 2005, Schwarzer Heiland, das eine sehr „undergroundige“ Veröffentlichung und ein Nebenprojekt von Barditus war … sowohl Andreas Arndt als auch Du selbst sind als Sänger aufgeführt. Normalerweise singst du nur, aber hier arbeitest Du mit zusätzlichen Instrumenten. Bitte sprich über die Geschichte hinter dieser Aufnahme.
Was soll ich dazu sagen? Ich hatte Lust auf deses Experiment. Ich mag die Energie vom Black Metal. Ich mochte damals URFAUST und Projekte, die in diese Richtung gehen. All die damaligen Erfahrungen fließen jetzt bei BARDITUS ein.
Schon lange gibt es Pläne für ein neues Barditus-Album namens „Midgards Wölfe kehren heim“. Wird das noch passieren?
Nein. Ich erarbeite im Moment ein neues Album namens „Nibelungentreue“. Ich habe mit Anti-Christian einen würdigen musikalischen Mitstreiter für BARDITUS gefunden und freue mich auf zukünftige Alben und Konzerte.
Ich habe mit Interesse gelesen, daß Dein Kollege Frank Machau, der die gesamte Musik Orplids schreibt, sich nicht für Neofolk interessiert, was die eher elektronische Ausrichtung der zweiten Hälfte von Orplids Diskographie erklären könnte. Gibt es Pläne, in Zukunft wieder etwas Organischeres und Akustischeres zu kreieren, näher an „Nächtliche Jünger“ oder dem Sonnentau-Projekt?
Nein, es gibt keine weiteren Pläne. Mit FRANK MACHAU realisiere ich noch UVD, aber andere Projekte sicher nicht. Ich konzentriere mich auf mein Privatleben und musikalisch gilt BARDITUS mein Maximalinteresse.
Sprich bitte über die hervorragende und schöne Doppel-CD Uwe Nolte Liedersammlung. Ist das eine Idee, die Du schon lange im Kopf hattest? Was bedeuten dir die Beiträge von Rolf Schilling? Ist dies das erste Mal, dass seine Gedichte außerhalb der Fire and Ice-Kollaboration auf diese Weise aufgenommen wurden?
Mit ROLF SCHILLING habe ich auch viele andere gemeinsame Projekte umgesetzt: Konzerte, Lesungen und Cd-Vertonungen. Ich freue mich, daß ich mit ihm so viele Dinge verwirklichen konnte. Vor einigen Jahren führte ich IAN READ und ROLF SCHILLING zusammen. Aus dem Impuls dieses Treffens entstand das Lied “Nimm, was dir die Götter geben”. Die Idee einer UWE NOLTE-Liedersammlung entstand schon vor einiger Zeit. Viele Musiker haben meine Gedichte vertont und ich war bestrebt, die kreativen Energien der Künstler zu bündeln. Ich freue mich, daß ich das Projekt im Jahr 2021 beenden konnte. Inzwischen ist schon wieder genug Material für eine nächste Liedersammlung zusammen. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Ich bin neugierig!
Du hast gesagt: „Für mich gibt es keine konkrete Grenze zwischen Phantasie und Realität.“ Wie schwer oder leicht ist es in Zeiten wie diesen, mit so viel Leid und Chaos in der Welt, das eine und das andere zu trennen? Die Augen eines Kindes zu bewahren und doch Verantwortung als Erwachsener zu übernehmen?
Ich hatte das Glück ohne Leid und Chaos aufzuwachsen. Meine wichtigsten Dinge habe ich gemacht. Eine handvoll Gedichte und Lieder dürften Bestand haben und deutsches Kulturerbe werden. Ich ging von Traum zu Traum und werde als Traum enden. Das Leben ist nicht dunkel oder schwer, wenn man die richtige Perspektive entwickelt und offen für Veränderungen bleibt.
Frank Machau schrieb auf die Frage, warum Orplids Texte nur auf deutsch sind, dass „Gedichte in einer fremden Sprache zu schreiben, wie mit einem Besen zu malen ist …“. Ich möchte dir danken, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, mit Dir auf Deutsch zu reden und all dies für unsere Leser ins Englische zu übersetzen, was für mich in gewisser Weise auch „wie das Schreiben mit einem Besen ist“. Welche universelle Botschaft kannst du uns hinterlassen, die unsere beiden und vielleicht alle Sprachen transzendiert? Danke, Uwe, für Deine Zeit!
ORPLID und die Kunst haben mich zur abendländischen Essenz geführt, die ich gerne mit meinen Lesern und Hörern geteilt habe. Möge Europa wieder in uns allen erwachen in Schönheit, Fülle und Glanz. Herzlichen Dank für das Interview!