OFT, WENN DIE KATZEN KREISCHEN
Im Bann der späten Nacht,
Willst du im Schlaf erheischen
Ein Gran von ihrer Macht.

Du träumst dich in ihr Walten,
Du fieberst, atmest schnell
Und niemand kann dich halten,
Wächst dir erst plötzlich Fell

Aus alter Sinne Poren,
Aus Bastets Echolaut:
Dir sprießen Schwanz und Ohren,
Du fährst aus deiner Haut,

Läßt Phosphor Absinths rinnen
Aus der Pupille Schlitz:
Dann kann das Spiel beginnen,
Dann bist du Wille, Blitz,

Schlägst ein im Joch der Straßen,
Als Jäger, Schrei, Fanal,
Erlöst von Metastasen
Der städtischen Moral!

Du schleichst dich um die Meute
Mit männlichem Geschick,
Erwählst dir eine Beute
Und spingst ihr ins Genick,

Läßt kreisen deine Tatzen,
Bekrallt und unbeschuht,
Willst beißen, siegen, kratzen
Und säufst der Freiheit Blut.

Dann fühlst du dich geborgen
Im Rausch und lachst und lachst,
Bis du allein am Morgen
Verkatert jäh erwachst.

Gedicht-Band „Wilder Kaiser“