ICH HABE DIE LIEBE GESEHEN:
Sie war meiner Hoffnungen Zier,
Doch hielt sie kein Bitten und Flehen,
Sie floh immer wieder vor mir.
Ich nahm ihre Hände und bebte
Entflammt von der Innigkeit Hauch,
Mit Nornen und Dornen sie webte
Mein Reich aus verwunschenem Rauch.
Ich hörte ihr Eisen-Herz hämmern
Und schmieden der Schönheit Triumph,
Ich fühlte ihr Fehlen, Verdämmern
Als Irrlicht in städtischem Sumpf.
Ich sah sie in Abendrot-Gluten
Als tanzende Böe im Feld,
Nach Schlachten beim einsamen Bluten
Im Mohnduft als lächelnder Held.
Ich spürte ihr gütiges Walten
Als Sinn in vollendetem Sein,
Bis Noten des Einklangs verhallten
Im Nirgendwo – ich bin allein.
Bald darf ich im Winde verwehen,
Ich spüre mich selber noch kaum,
Ich habe die Liebe gesehen
Und trage sie mit mir als Traum.
Gedicht-Band: „Falke Heime“