SCHLAF IM MOHN

Im Traum erwachte ich im Krieg,
Sperrfeuer mich umschloß.
Ich kroch und rannte, sank und stieg;
Von überall man schoß.

Nach meiner Mutter rief ich laut,
Vom Gasdämon gehetzt;
Schon hatten Kugeln mir die Haut
Vom Schädel abgefetzt.

Ich schleppte weiter mich und schrie;
„Wir könnten Brüder sein!“ –
Als Antwort einer Batterie
Geschosse schlugen ein.

Rauch, Brand, Gestank, Metallgekreisch
Ihr dunkles Heil verspien,
Entrissen brüllend mir mein Fleisch;
Die Sonne nicht mehr schien!

Da war ein Streif aus Mohn, gesät
Vom Himmel und ich sprang
Auf sein purpurnes Sammetbeet,
Mir war, als ob er sang;

„Ich bin wie du! Wir beide sind
Verloren, blutig, klein,
In fremdem Land nur Rauch im Wind.
Jetzt kehre bei mir ein.

Mein Duft soll sein dein letzter Kuß,
Mein Atem deckt dich zu,
Bald hörst du weder Schrei, noch Schuß,
Nun schlafe, schlafe du.“

Preis gab der Himmel einen Spalt,
Zwei Schwalben flogen tief,
Ich weiß nicht ob ihr Gruß mir galt –
Ich sah sie an und schlief.

Gedicht-Band „Du warst Orplid, mein Land!“
Vertonung: Orplid „Greifenherz“